Female Leadership beginnt bei Ihnen – wie Selbstfürsorge zur Führungsqualität wird
Teil 6 der Blogserie „Female Leadership von innen heraus“
In dieser Serie geht es darum, wie Frauen heute führen – nicht durch Anpassung, sondern durch innere Klarheit, psychologische Tiefe und authentische Präsenz.
Teil 1 zeigte, warum Führung innen beginnt. Teil 2 führte zur eigenen Vision als innerem Kompass. In Teil 3 ging es um Beziehungsgestaltung – empathisch und klar. Teil 4 beleuchtete den Wandel vom Tun zur strategischen Führung. Teil 5 fragte, wie Selbstbewusstsein und Demut in Balance kommen.
Jetzt schließt sich der Kreis: Wie gelingt es, wirksam zu führen – ohne auszubrennen, sich zu verlieren oder sich selbst zu vergessen?
„Ich kann nicht mehr – aber ich funktioniere weiter.“
„Ich habe eigentlich alles, was ich mir gewünscht habe – und fühle mich trotzdem leer.“
„Ich will für andere da sein – aber ich komme selbst zu kurz.“
Solche Sätze stehen am Beginn vieler Coachings. Sie kommen von Frauen, die stark sind, belastbar, erfahren – und dennoch innerlich müde. Nicht, weil sie etwas falsch gemacht hätten. Sondern weil sie zu lange geglaubt haben, alles gleichzeitig leisten zu müssen: führen und fühlen. Geben und halten. Arbeiten und lieben. Und dabei idealerweise noch entspannt, empathisch und effizient bleiben.
Doch dieser Anspruch ist nicht tragfähig. Und er ist auch nicht notwendig. Female Leadership, die gesund wirken will, braucht ein anderes Fundament: eine klare, ehrliche und selbstfreundliche Haltung zur eigenen Energie.
Das Ende der Superwoman-Erzählung
In vielen Frauenbiografien ist ein Bild tief verankert: stark sein heißt, durchhalten. Nicht klagen. Alles schaffen. Und dabei bitte nicht zeigen, dass es anstrengend ist. Diese innere Superwoman kennt viele Formen. Manchmal ist sie diszipliniert. Manchmal fürsorglich. Manchmal ehrgeizig. Und oft erschöpft.
Die Forschung (z.B. Braun, U., & Kempf, K.) bestätigt: Frauen in Führungspositionen sind überdurchschnittlich häufig von mentaler Erschöpfung und Burnout betroffen¹. Nicht, weil sie weniger können – sondern weil sie mehr mittragen. Emotional, sozial, strukturell. Sie kompensieren, was andere nicht auffangen. Und sie vernachlässigen oft die wichtigste Ressource: sich selbst.
Selbstfürsorge wird dabei häufig missverstanden – als Luxus, als Wellness, als Egoismus. Dabei ist sie eine zentrale Führungsaufgabe. Denn wer nicht gut für sich sorgt, kann langfristig nicht klar, präsent und gesund führen.
Ein Leben, das nicht in Balance ist – sondern in Beziehung
Das Konzept der „Work-Life-Balance“ wirkt in vielen Lebensrealitäten von Frauen fast zynisch. Es suggeriert, dass es ein ideales Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben geben könnte – als wären diese zwei getrennt. Doch für viele Frauen greifen die Rollen ineinander: berufliche Verantwortung, privates Kümmern, emotionales Halten.
Was stattdessen gebraucht wird, ist ein integriertes Leben. Eines, in dem nicht alles gleichzeitig getan werden muss – aber alles einen Platz finden darf. Ein Leben, das nicht durchgetaktet ist, sondern durchdrungen. Nicht perfekt organisiert, sondern innerlich stimmig.
In einem Coachingprozess berichtete eine Klientin, sie sei ständig „auf Sendung“. Selbst in der Freizeit sei sie gedanklich bei der Arbeit. Selbst beim Yoga fühle sie sich schuldig, weil sie E-Mails nicht beantwortet hatte. Erst als sie begann, sich selbst nicht mehr als Ressource für andere, sondern als Zentrum ihres eigenen Lebens zu begreifen, veränderte sich etwas. Sie plante nicht nur Termine, sondern auch Regenerationszeiten. Sie nahm sich ernst – nicht erst, wenn sie ausfiel.
Diese Haltung hat nichts mit Egoismus zu tun. Sie ist ein Ausdruck von Klarheit. Von Verantwortung. Von Würde..
Energie ist kein Zufall – sondern Führung
Führung beginnt im Inneren. Wer innerlich zerfasert ist, trifft selten klare Entscheidungen. Wer permanent im roten Bereich lebt, kann keine gesunde Kultur gestalten. Und wer sich selbst vergisst, verliert irgendwann das Vertrauen in die eigene Stimme.
Deshalb ist Selbstfürsorge keine Auszeit vom Führen – sie ist eine Voraussetzung dafür.
Die Neurowissenschaft zeigt deutlich, wie eng Selbstregulation, emotionale Intelligenz und Führungseffektivität miteinander verknüpft sind². Wer Pausen macht, stärkt seine kognitive Leistungsfähigkeit. Wer bewusst atmet, erhöht die eigene Präsenz. Und wer sich Erholung erlaubt, trifft bessere Entscheidungen.
Das klingt simpel – und ist doch für viele Frauen ein Akt der Selbstbefreiung: sich Pausen zu nehmen, ohne sie rechtfertigen zu müssen. Nein zu sagen, ohne Schuldgefühl. Und sich bewusst zu fragen: Was tut mir gerade gut? Nicht irgendwann – sondern jetzt
Selbstführung statt Selbstoptimierung
Ein zentrales Missverständnis rund um das Thema Selbstfürsorge besteht darin, dass sie sich wie Produktivität anfühlen müsse. Etwas „bringen“ müsse. Doch oft geht es genau um das Gegenteil: um Loslassen. Um Stille. Um Nichtstun. Um den Mut, aus dem Funktionsmodus auszusteigen.
Viele Frauen haben gelernt, sich selbst zu optimieren – aber nicht, sich selbst zu halten. Das eine ist kurzfristig erfolgreich. Das andere ist langfristig tragfähig.
Integrierte Selbstführung bedeutet: Sie sind nicht ständig verfügbar. Sie müssen nicht alle Erwartungen erfüllen. Sie dürfen sich selbst ernst nehmen – als Mensch, nicht nur als Rolle.
Was wirklich trägt
Die Frauen, die ich begleite, erzählen mir oft von Momenten der Klarheit, in denen sie ihre inneren Maßstäbe neu justieren. Nicht, weil sie gescheitert wären. Sondern weil sie erkannt haben: Ich will nicht länger funktionieren. Ich will leben. Und ich will wirken – ohne mich selbst dabei zu verlieren.
Diese Entscheidung ist ein Akt von innerer Führung. Sie beginnt leise. Vielleicht mit einer Stunde mehr Schlaf. Mit einem Nachmittag offline. Mit der Entscheidung, einen freien Tag nicht wieder zu verplanen. Und sie wächst. Wird stärker. Wird zur Haltung.
Eine Haltung, die nicht sagt: Ich schaffe das schon. Sondern: Ich bin mir wichtig genug, um mich gut zu behandeln.
Female Leadership beginnt bei Ihnen
Ein integriertes Leben ist kein Ideal, das erreicht werden muss. Es ist ein Weg. Ein innerer Prozess. Es bedeutet nicht, alles im Griff zu haben. Sondern sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren.
Female Leadership endet nicht in der Erschöpfung. Sie beginnt in der Verbindung. Mit sich selbst. Mit dem, was guttut. Mit dem, was trägt. Und mit dem, was wachsen will.
Wenn Sie lernen, sich selbst nicht nur als Mittel zum Zweck zu sehen, sondern als Ursprung Ihrer eigenen Wirkung – dann entsteht eine neue Art von Führung. Klar. Sanft. Stark.
Und dann ist Selbstfürsorge nicht länger eine Pause vom Leben – sondern ein bewusster Teil davon.
Abschluss der Serie „Female Leadership von innen heraus“
Diese Blogserie ist eine Einladung zur Rückverbindung. Mit dem, was Sie wissen. Was Sie bewegt. Und was durch Sie in Führung kommen möchte.
Female Leadership beginnt nicht bei Methoden oder Strategien. Sie beginnt mit einer inneren Haltung – einer Haltung, die Klarheit, Mut und Menschlichkeit verbindet.
Wenn Sie den Wunsch verspüren, diesen Weg weiterzugehen – tiefer, individueller, mit professioneller Begleitung – dann lade ich Sie herzlich ein:
🔸 In mein Coaching für Frauen in Führung
🔸 Oder zu einem Gespräch, in dem wir gemeinsam schauen, was Sie jetzt stärkt
Ich freue mich, wenn aus dieser Serie mehr wird als nur Lektüre. Vielleicht ein erster Schritt zu einer Führung, die ganz zu Ihnen passt.
Herzlich,
Ihre Katharina Gnirke
📚 Quellen
¹ Deloitte (2023): Women @ Work: A Global Outlook.
² Rock, D. (2009): Your Brain at Work. HarperBusiness.
³ Harvard Business Review (2021): Resilience Is About How You Recharge, Not How You Endure.
4 Braun, U., & Kempf, K. (2021). Mentale Gesundheit von Frauen in Führung. In: Führung & Gesundheit, Springer Verlag