Vom Tun zur Führung – wie Frauen ihr inneres CEO-Mindset entwickeln

Teil 4 der Blogserie „Female Leadership von innen heraus”


In dieser Serie geht es darum, wie Frauen heute führen – nicht durch Anpassung, sondern durch innere Klarheit, psychologische Tiefe und authentische Präsenz.

Teil 1 zeigte, warum Führung von innen beginnt. Teil 2 stellte die Kraft von Vision und innerer Ausrichtung in den Mittelpunkt. Teil 3 widmete sich dem Thema Beziehung und der Frage: Wie führe ich empathisch – ohne mich zu verlieren?


Jetzt geht es um den inneren Rollenwechsel: vom Machen zur echten Führung.
Wie entwickeln Frauen ihr CEO-Mindset – jenseits von Perfektionismus und Kontrollmustern?

Führungskraft hält Raum für ein Teammeeting – Ausdruck von psychologischer Sicherheit und klarer Kommunikation.

„Ich kann das. Ich mach das. Ich regel das.“


Dieser Dreiklang ist in vielen Lebensläufen erfolgreicher Frauen tief verankert. Er bringt Ergebnisse. Er schafft Vertrauen. Er signalisiert: auf mich ist Verlass.

Doch genau dieser Satz, der jahrzehntelang Karriere getragen hat, wird für viele Frauen in Führung irgendwann zur Last. Dann entsteht ein leises Gefühl von: Ich arbeite durch – aber ich gestalte nicht mehr. Oder: Ich bin so sehr im Operativen gefangen, dass ich den Überblick verliere. Oder einfach: Ich funktioniere – aber führe ich wirklich?

In diesen Momenten kann eine innere Bewegung erfolgen. Weg vom reinen Tun. Hin zu echter Führung. Und genau da beginnt der Schritt ins sogenannte „innere CEO-Mindset“.

Der Unterschied zwischen Können und Positionieren

Viele Frauen sind exzellente Umsetzerinnen. Sie liefern. Sie denken mit. Sie übernehmen Verantwortung. Und sie bleiben oft dort – nicht, weil sie nicht mehr könnten. Sondern weil sie nie gelernt haben, sich selbst als Führung zu begreifen.

Führung bedeutet nicht, alles selbst zu machen. Führung bedeutet, zu entscheiden, was nur Sie tun können – und was andere übernehmen dürfen. Es bedeutet, nicht nur Aufgaben abzuarbeiten, sondern Richtung zu geben. Und den Mut zu entwickeln, Dinge auch einmal nicht zu tun.

Studien zeigen, dass Frauen in Organisationen häufig durch Leistung sichtbar werden, aber weniger durch strategisches Denken wahrgenommen werden¹. Das liegt nicht daran, dass sie nicht strategisch denken – sondern oft daran, dass sie ihre Energie in operativen Aufgaben binden, statt sich Freiraum für Vision, Richtung und Delegation zu nehmen.

Warum Sie nicht alles im Griff haben müssen

Viele meiner Klientinnen tragen eine tiefe Prägung in sich: Nur wenn ich alles im Griff habe, bin ich gut genug. Das zeigt sich in Kontrollmustern, Perfektionismus, hoher Selbstverantwortung und oft auch in einem inneren Widerstand gegen Delegation.

Diese Haltung ist nachvollziehbar – sie hat sie weit gebracht. Aber sie verhindert genau das, was für die nächste Entwicklungsstufe nötig wäre: Vertrauen, Loslassen, Weitsicht.

Ein Perspektivwechsel hilft: Führung ist keine Belohnung für Leistung. Führung ist eine andere Rolle. Eine, die weniger mit Kontrolle und mehr mit Einfluss zu tun hat. Die nicht durch Reaktion, sondern durch Ausrichtung wirkt.

Ein Beispiel aus dem Coaching

In einem Coachingprozess begleitete ich eine Unternehmerin, die sich selbst als „Zugpferd“ beschrieb. Sie hatte ihr Unternehmen aufgebaut, war in alle Prozesse involviert, kannte jede Zahl. Ihr Team schätzte sie – aber sie fühlte sich erschöpft.
„Ich bin überall gefragt – aber ich habe keinen Raum mehr für das, was ich eigentlich gestalten wollte.“

Im Coaching wurde klar: Sie wollte nicht loslassen, weil sie Angst hatte, dann an Bedeutung zu verlieren. Doch in Wahrheit verhinderte das ständige Tun genau die Entwicklung, die sie sich wünschte – bei sich selbst und in ihrem Team.

Erst als sie begann, sich bewusst aus bestimmten Themen herauszuziehen und sich auf die drei Fragen zu konzentrieren:
Was ist mein Einfluss?
Was ist meine Verantwortung?
Was ist nicht (mehr) meins?
…begann sich etwas zu verändern. Das Team übernahm mehr. Sie gewann Klarheit. Und plötzlich entstand Raum – für Strategie, für Innovation, für Führung.

Vom Doing zum Denken in Systemen

Gute Führung braucht Übersicht. Und Übersicht entsteht nur, wenn wir uns aus dem reaktiven Dauerhandeln befreien. Das bedeutet nicht, sich zurückzuziehen. Sondern, bewusst einen Wechsel vorzunehmen: von der Macherin zur Möglichmacherin.

Frauen sind oft hervorragende System-Denkerinnen. Sie erkennen Wechselwirkungen, verstehen Kontexte, halten Widersprüche aus. Doch diese Fähigkeit braucht Raum. Und den bekommt sie nur, wenn wir den Mut haben, aus dem Aktionismus auszusteigen.

Die Forschung zeigt: Die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erfassen und dabei mehrere Perspektiven gleichzeitig zu halten, gehört zu den Schlüsselkompetenzen moderner Führung². Frauen bringen dafür oft die Voraussetzungen mit – aber sie brauchen das innere Mandat, diese Kompetenz auch zu leben.

Innere Erlaubnis statt äußere Erfüllung

Eine zentrale Frage, die ich im Coaching oft stelle, lautet:
Wer gibt Ihnen eigentlich die Erlaubnis, sich als Führung zu begreifen?
Viele Frauen antworten: niemand. Sie warten – auf ein Signal, eine Anerkennung, eine Bestätigung. Doch Führung beginnt nicht mit dem Außen. Sie beginnt mit einer inneren Entscheidung: Ich übernehme Verantwortung – für Wirkung, nicht nur für Aufgaben.

Diese Haltung verändert alles. Sie löst aus dem Getriebensein. Sie bringt Überblick statt Überforderung. Und sie erlaubt, Entscheidungen zu treffen, die nicht kurzfristig gefallen – aber langfristig wirken.

Reflexionsimpuls: Wofür wollen Sie stehen?

Vielleicht möchten Sie sich für einen Moment diese Fragen stellen – ganz für sich, ohne Anspruch auf perfekte Antworten:

  • Was ist meine Rolle im Großen und Ganzen – nicht nur im Tagesgeschäft?

  • Wo werde ich gebraucht – nicht wegen meines Könnens, sondern wegen meiner Haltung?

  • Was würde sich verändern, wenn ich mir selbst mehr Führung zutraue?

  • Und was darf ich loslassen, damit ich wachsen kann?

Diese Fragen sind keine Abrechnung. Sie sind eine Einladung – zu einer anderen Art, sich selbst zu sehen: Nicht als jemand, die alles schafft. Sondern als jemand, die Richtung gibt.

Fazit: Leadership ist eine innere Bewegung

Female Leadership braucht kein Titelbild. Kein Machtgehabe. Keine Dauerpräsenz. Sie beginnt mit einem inneren Shift – weg vom Abarbeiten, hin zum Gestalten. Vom Getriebensein zum Leiten. Vom „Ich muss“ zum „Ich entscheide“.

Das innere CEO-Mindset ist nicht arrogant. Es ist verantwortungsvoll. Und zutiefst menschlich. Denn es erkennt an: Ich bin nicht dafür da, alles zu tragen. Ich bin dafür da, das zu halten, was zählt.

Wenn Frauen sich erlauben, diesen Schritt zu gehen, entsteht etwas Neues. Nicht nur für sie selbst – sondern für die Systeme, in denen sie wirken.

📚 Quellen

¹ McKinsey & Company & LeanIn.Org (2022): Women in the Workplace.
² Harvard Business Review (2014): What Makes a Great Leader?
³ Ibarra, H., Ely, R., & Kolb, D. (2013): Women Rising: The Unseen Barriers. Harvard Business Review.

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